Erstmals seit sieben Spielen punktet Dortmund gegen München.

DORTMUND: Borussia Dortmund kann nach sieben Pleiten am Stück wieder gegen den FC Bayern München punkten und bleibt punktgleich mit dem Meister.
Im Top-Spiel des 9. Spieltag trennten sich die beiden Giganten des deutschen Fußballs in Dortmund leistungsgerecht 2:2 (0:1) voneinander.
Leon Goretzka (32. Minute) und Leroy Sane (53.) schossen den FCB scheinbar sicher mit 2:0 nach vorne. Dortmund schaffte durch das dritte Saisontor von Youssoufa Moukoko (74.) den Anschluss. Das Ausgleichstor erzielte Anthony Modeste (90.), dessen zweiter Saisontreffer, der Schlusspunkt eines intensiven Fußballspiel war.
Dazu flog Bayerns Kingsley Coman (90.) mit Gelb-Rot wegen wiederholten Foulspiels vom Platz.
Dortmund liegt mit 16 Punkten und 13:12 Toren auf dem 4. Platz.
Beide Mannschaften gingen punktgleich (15 Zähler) in die Partie. Der BVB hatte sogar einen Sieg mehr auf dem Konto als der FCB, der vier der bisher acht absolvierten Saisonspiele für sich entschied (dazu drei Unentschieden, eine Niederlage).
BVB-Trainer Edin Terzic nahm zwei Wechsel nach dem 4:1 in Sevilla vor.
Hummels und Malen ersetzten Meunier (persönliche Gründe) sowie Adeyemi (Bank).
Bayern-Trainer Julian Nagelsmann reagierte nach dem deutlichen 5:0 gegen Pilsen in der CL ebenfalls zweimal.
Pavard und Sabitzer rückten für Mazraoui und Gravenberch (beide Bank) neu ins Team.
Vor 81.365 Zuschauer im ausverkauften Signal-Iduna-Park spielte Dortmund im bewährten, in Manchester und Sevilla erfolgreich erprobte System. Süle agierte auf der rechten Abwehrseite. Der BVB begegnete den Bayern also in einer 4-1-2-2-1-Grundordnung mit Can zentral vor der Abwehr sowie Bellingham und Özcan auf den Halbpositionen des Mittelfelds. Malen brachte Tempo auf den linken Flügel, der auf rechts häufig nach innen ziehende Brandt die spielerische Komponente mit ein. Moukoko hatte es in der Angriffsspitze mit Upamecano und de Ligt zu tun. Die Bayern spiegelten das Dortmunder System, reihten sich in einer 4-2-1-3-Grundordnung mit Doppelsechs (Goretzka, Sabitzer) sowie Musiala zentral offensiv hinter drei beweglichen Spitzen auf. Im Aufbau ließ sich Gnabry häufig auf eine Höhe zu Musiala zurückfallen.
Beide Mannschaften schenkten sich nichts. Nach 90 Sekunden sah Sabitzer nach Foul an Malen die erste Gelbe Karte, nach einer Viertelstunde waren es drei (Bellingham, de Ligt). Der BVB hielt die Bayern fern vom eigenen Tor, verteidigte konzentriert und initiierte einige im Ansatz vielversprechende Angriffe, spielte sie aber etwas zu hektisch und kam erst in der 21. Minute zum ersten Abschluss. Malens Versuch wurde zur Ecke abgelenkt.
Es war eine intensive, ausgeglichene Begegnung in einer großartigen Atmosphäre. Die 73.000 Borussen unter den 81.365 Zuschauern gaben alles, so wie die elf Jungs unten auf dem Rasen, die auch die ersten echten Torchancen verbuchten. Upamecano musste kurz vor dem eigenen Kasten retten (25.) und Neuer bekam nach Guerreiros scharfem Schuss noch rechtzeitig die Arme hoch (30.).
Nur drei Minuten später zeigte sich dann auch der bis dato offensiv zu ungenau spielende FCB erstmals richtig und traf.
Nach sehenswertem Dribbling von Musiala sowie überlegter Ablage auf Goretzka schloss dieser überlegt ins linke untere Eck ab. Torwart Meyer hatte keine Chance (33.). 1:0 für die Bayern!
Malen wäre nach Balleroberung des sehr beweglich und agilen Moukoko beinahe die direkte Antwort gelungen, doch halbrechts im Strafraum schoss er in Bedrängnis Neuer an (36.).
Dortmund rannte bis zur Pause erfolglos an. Da, der überraschend sehr defensiv agierende Meister jedoch überwiegend stand stabil, ergab sich Abtastarbeit im Mittelfeld. Reihenweise intensive Zweikämpfe mit etwas Überhärte und eingefangener Gelber Karten auf beiden Seiten waren die Folge.
Nach vorne kamen die Gäste aber sehr selten. Ohne echte Nummer neun wirkte der Rekordmeister nicht so gefährlich wie in den letzten Jahren. Das Loch, was seit dem Lewandowski-Abgang da ist, konnte man in diesem Spitzenspiel klar sehen.
Mit einer etwas glücklichen 1:0-Führung für die Münchner ging es in die Kabine.
Mit Wiederbeginn, wo FCB-Coach Nagelsmann direkt dreimal wechselte und unter anderem Kimmich brachte sowie den am Kopf verletzten Davies runternahm, rissen die Münchner die Kontrolle aber komplett an sich. Zwar hatte Dortmund durch den eingewechselten Wolf die erste Top-Chance. Dessen wuchtigen Abschluss parierte Neuer sicher (46.). Aber ab diesem Zeitpunkt legten die Bayern eine Schippe drauf, ließen durch einen gefährlichen Kopfball von Mane (49.) das 2:0 liegen und drückte den BVB massiv in die eigene Hälfte. Sie wurden dann schnell belohnt.
Özcans Klärungsversuch gegen den ballführenden Musiala verkam zu einer unfreiwilligen Vorlage auf Sane, der aus 16 Metern wuchtig abschloss. Meyer war zwar noch dran, lenkte den Ball aber unter die Latte und konnte den Einschlag nicht verhindern (53.). 2:0 für die Bayern!
Terzic reagierte sofort, brachte Adeyemi für Özcan, stellte um auf 4-2-3-1, doch gegen nun sehr selbstbewusst und ballsicher aufspielende Münchner gab es kein Durchkommen. Deshalb veränderte der Trainer das System nochmals, mit der Hereinnahme von Modeste für Malen agierte der BVB in den letzten 20 Minuten im 4-4-2. Die Gäste blieben am Drücker. Sane und Musiala hätten sogar das 3:0 nachlegen müssen (64.).
Und genau dieses ausgelassene 3:0 sollte sich noch rächen und zwar im Spielfilmformat. Denn ein regelrechter Sport-Thriller spielte sich nun im Signal-Iduna-Park ab und begann in Minute 74.
Schlotterbeck passte zu Moukoko, der Modeste steil schickte. Der schlug im Sechzehner einen cleveren Haken vor Gegenspieler Upamecano und hatte das Auge für den eingelaufenen Moukoko, der stark annahm und in einer fließenden Bewegung ins linke Eck einschob (74.). 1:2-Tor für den BVB!
Das Stadion bebte und wäre in Minute 82 beinahe explodiert. Wolf schickte Adeyemi, der sich am rechten Flügel stark durchsetzte und scharf nach innen passte. Modeste war da, traf den Ball aber nicht richtig und Neuer bekam im letzten Moment noch die linke Hand dran. Ein unglaubliche Szene.
Dortmund war nun klar überlegen und drückte mit Macht auf den Ausgleich. Bayern wackelte enorm und verlor zu Beginn der Nachspielzeit auch noch einen Spieler.
Der eingewechselte und schon verwarnte Coman stoppte Adeyemis Durchbruch auf der rechten Seite regelwidrig, indem er seinen Gegenspieler klar zog. Schiedsrichter Aytekin gab zurecht die Ampelkarte (90.).
In Überzahl schmiss der BVB alles nach vorne. Selbst Keeper Meyer war durchgehend vorne. München drosch nur noch die Bälle weg und kassierte doch noch den Ausgleich.
Eine gefährliche Hereingabe von Hazard klärten die Bayern mit Mühe. Die zweite Welle erreichte Schlotterbeck. Der kratzte die Kugel praktisch von der Torauslinie und flankte nach innen. Am zweiten Pfosten flog Modeste heran und köpfte den Ball ins Tor (90.). 2:2-Ausgleich für den BVB!
Sprechchöre für Modeste, wer hätte damit noch gerechnet? Der im Sommer aus Köln gekommene Stürmer brachte nach der starken Vorarbeit von Schlotterbeck tatsächlich noch den Ball im Tor unter und ließ seinen liegengelassenen Treffer und die bislang so unglücklich laufende Spielzeit damit vergessen.
Die fünfminütige Nachspielzeit war rum und es wurde auch nicht mehr angepfiffen.
Dortmund und Bayern trennen sich nach einem echten Top-Duell gerecht 2:2 voneinander.
Beide Teams sind unter der Woche wieder in der CL aktiv.
Dortmund empfängt am 4. Spieltag am Dienstag um 21 Uhr den FC Sevilla.
Die Bayern sind am Mittwoch um 21 Uhr bei Viktoria Pilsen zu Gast.

Samstag, 8. Oktober 2022 um 18:30 Uhr in Dortmund, Signal-Iduna-Park:

Borussia Dortmund – FC Bayern München

voraussichtliche Aufstellungen:

BVB: Kobel – Meunier, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro – Can, Bellingham, Öczan – Brandt, Malen – Moukoko
Trainer: Edin Terzic

Bayern: Neuer – Pavard, Upamecano, de Ligt, Davies – Goretzka, Sabitzer – Musiala, Gnabry – Sane, Mane

Trainer: Julian Nagelsmann

Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Assistenten: Dietz (Kronach) + Beitinger (Regensburg)
Vierter Schiedsrichter: Badstübner (Frankfurt)
VAR: Müller (Löchgau)