Michael Olscha
Michael Olscha

3:3! BVB macht sprachlos.

Dortmund lässt zwei Zähler liegen.


STUTTGART: Borussia Dortmund hat durch sein drittes Unentschieden der Saison zwei Zähler liegen gelassen und bleibt auch nach dem 28. Spieltag hinter Bayern München. Der Serienmeister holte gegen Hoffenheim nur ein 1:1 und ist weit weg von seiner Top-Form. Umso ärgerlicher, dass Dortmund das nicht ausnutzt.
Beim abstiegsgefährdeten VfB Stuttgart kam der BVB nach langer Überzahl zu einem 3:3 (2:0).
Sebastien Haller (26. Minute) mit seinem vierten Saisontor und Donyell Malen (32.) mit Saisontreffer fünf brachten Dortmund zur Pause in Führung. Das kämpferisch immer vorbildliche Stuttgart, dass Konstantinos Mavropanos (39.) durch eine Gelb-Rote Karte verlor, kam durch Tanguy Coulibaly (78.) und Josha Vagnoman (84.) zum Ausgleich. Giovanni Reyna (90.) brachte die Gäste mit seinen sechsten Tor in der Spielzeit bereits in der Nachspielzeit erneut in Führung. Silas (90.) sorgte mit dem 3:3 für Stuttgarter Glückseligkeit und Dortmunder Kopfschütteln. Ein Wahnsinn. Dortmund schmiss eine große Chance weg und die Mentalitätsdiskussion kommt langsam wieder auf.
Dortmund liegt mit 57 Punkten und 62:39 Toren auf dem 2. Platz.

Der Tabellenzweite (56 Punkte) musste beim -Sechzehnten (23 Zähler) antreten. Die Schwarz-Gelben hatte zehn der jüngsten zwölf Duelle gegen die Schwaben gewonnen, insgesamt bei keinem anderen Klub mehr Auswärtssiege gefeiert (16 in 52 Gastspielen). Stuttgart hatte die ersten beiden Pflichtspiele nach dem Trainerwechsel gewonnen.
BVB-Trainer Edin Terzic nahm nach dem 2:1 gegen Union Berlin einen personellen Wechsel vor.
Öczan ersetzte den verletzten Süle.
VfB-Coach Sebastian Hoeneß musste gegenüber dem 3:2 beim VfL Bochum ebenfalls einmal erzwungenermaßen wechseln.
Der ehemalige Dortmunder Zagadou nahm den Platz von Ito (Infekt) ein.
Vor 47.900 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena übernahm Öczan im Dortmunder 4-1-4-1 die Sechser-Position von Can, der zu Hummels in die Innenverteidigung rückte. Brandt und Bellingham drehten auf den Halbpositionen an den Schwungrädern und wurden an den Seiten im Spiel gegen den Ball von Malen und Adeyemi unterstützt. Stuttgart staffelte sich in einem 3-4-2-1-System, griff überwiegend über die linke Seite mit dem umtriebigen Führich an und ließ sich gegen den Ball in eine 5-4-1-Formation fallen.
Von Beginn an entwickelte sich in Stuttgart eine rasante Partie, in der beide Teams engagiert in die Zweikämpfe gingen, das Mittelfeld schnell überbrückten und sich auch gute Abschlüsse herausspielten. Schon in den ersten Minuten gab es erstmals Aufregung, als Guirassy im Zweikampf Can unglücklich, aber sehr heftig mit vollem Gewicht auf das Bein stieg. Die erste gute Gelegenheit hatte in der 5. Minute der VfB, doch Vagnoman traf aus bester Position den Ball nicht richtig.
Aber auch der BVB kam schnell zu Gelegenheiten. Binnen Sekunden parierte Bredlow zunächst gegen Haller und Brandt (10.). Es ging hin und her, die Schwaben versteckten sich keineswegs, doch das effizientere Team war die Borussia, die nach fast einer halben Stunde in Führung ging.
Bellingham spielte Malen am rechten Flügel an, der Anton fast auf Höhe der Eckfahne austanzte und flach und scharf nach innen passte, wo Haller vor Zagadou an den Ball kam und ihn an die Unterkante der Latte und ins Tor setzte (26.). 1:0 für den BVB!
Auf der Gegenseite machte Führich das Spiel schnell, passte auf Guirassy, der vor dem Fünfmeterraum Ryerson ins Leere rutschen ließ, aber am stark reagierenden Kobel scheiterte (30.). Endo ließ kurz darauf freistehend eine gute Schusschance aus (31.). Statt des Ausgleichs kam es für den VfB vor der Pause noch knüppeldicker.
Nach einer abgewehrten Brandt-Ecke holte sich Malen vor dem Strafraum den Abpraller, blieb zunächst hängen, setzte aber energisch nach und schoss aus 14 Metern mit einem Flachschuss ins VfB-Tor (33.). 2:0 für den BVB!
Und für die tapfere Schwaben kam es noch schlimmer.
Nach Fouls an den durchgebrochenen Adeyemi (35.) und Malen holte sich Mavropanos von Schiedsrichter Osmers zurecht die Gelb-Rote Karte ab (39.).
In dieser Phase hatten die Westfalen alles im Griff. Der starke Malen hätte sogar noch für das 3:0 sorgen können (42.).
Zur Halbzeit lag Dortmund scheinbar souverän 2:0 vorne.
Der BVB kam mit Bundesliga-Debütant S. Coulibaly für den angeschlagenen Hummels aus der Kabine und hätte bereits früh die Weichen endgültig auf Sieg stellen können. Doch Bellingham traf die Latte (49.) und nach einem von Brandt eingeleiteten Konter legte Adeyemi den Ball im Strafraum perfekt für Guerreiro auf, doch mit letztem Einsatz blockte Anton den Schuss (52.). Stuttgart, in Unterzahl mit Viererkette im 4-4-1, jubelte im Gegenzug über ein Tor des von Millot stark eingesetzten Guirassy, doch der Treffer zählte nach VAR-Check nicht. Der VfB-Angreifer stand hauchzart im Abseits.
Das gab Stuttgart wieder Mut. Im weiteren Verlauf der zweiten Hälfte war die numerische Überlegenheit der Dortmunder dem Spiel kaum anzumerken, allenfalls dadurch, dass der VfB in der Defensive nun immer wieder Lücken offenbarte, die der BVB aber längst nicht mehr so konsequent zu nutzen wusste wie in der ersten Hälfte. Stuttgart gab sich nicht geschlagen und so blieb es ein offenes Spiel mit zahlreichen Strafraumszenen.
Der eingewechselte Reus scheiterte nach toller Kombination an Bredlow (64.) und Silas (65.) ließ eine Chance für die Hausherren aus. Malen schoss wenig später knapp am langen Pfosten vorbei (68.). Reus setzte in der 77. Minute einen Freistoß an die Latte und läutete eine unfassbare Schlussphase ein. Stuttgart kam zum absolut verdienten Anschluss.
Anton setzte T. Coulibaly durch einen weiten Seitenwechsel aus der eigenen Hälfte in Szene. Links am Strafraumrand setzte sich der Stuttgarter mit Elan durch, zog nach innen und schloss mit rechts ab. Can hielt im Strafraum den Fuß rein und fälschte den Ball so gegen die Bewegung von Kobel unhaltbar ins linke Toreck ab (78.). 1:2-Tor für Stuttgart.
Je länger das Spiel dauerte, desto größer wurde der Druck der dezimierten Stuttgarter, was ein Armutszeugnis für Dortmund. Vagnoman hätte für den Ausgleich sorgen können (81.). Das holte er wenig später nach.
Nach einem Eckball von links prallte der Ball im BVB-Strafraum von Özcan vor die Füße von Vagnoman, der zentral aus rund neun Metern aus der Drehung unter die Querlatte einschoss (84.). 2:2-Ausgleich für Stuttgart!
Es ging nun bereits in die Nachspielzeit und es war immer noch nicht Schluss.
Nach einem Spielzug über halblinks kam Bynoe-Gittens schließlich zum Abschluss. Zagadou blockte noch mit der Brust. Doch der Ball kam zu Reyna, der noch einen Schritt nach innen machte und dann aus acht Metern mittig ins Tor einschob (90.). 3:2 für den BVB!
In der Nachspielzeit in Führung gegangen und die drei Punkte trotzdem nicht im Sack. Unfassbar. Denn Stuttgart sorgte in der siebten Minute der Nachspielzeit für die letzte Aktion des Spiels.
Anton schickte Vagnoman noch einmal auf der rechten Seite. Der schlug eine Flanke nach innen. Dort säbelte S. Coulibaly am Ball vorbei, sodass Silas zentral plötzlich Platz hatte und fast vom Elfmeterpunkt flach ins rechte Eck einschoss (90.). 3:3-Ausgleich für Stuttgart!
In Unterzahl kam der VfB ab der 78. Minute zu einem 3:1-Sieg. Ein Vorbild in Sachen Kämpferqualität, etwas was Dortmund schon seit einigen Jahren zu oft fehlt.
Nach neun Minuten Nachspielzeit war Schluss.
Stuttgart und Dortmund trennen sich 3:3 voneinander!
Dortmund empfängt Eintracht Frankfurt am Samstagabend um 18:30 Uhr zum 29. Spieltag.
Stuttgart spielt zum Auftakt am Freitagabend um 20:30 Uhr beim FC Augsburg.

Statistik:

VfB Stuttgart – Borussia Dortmund 3:3 (0:2)

Tore: 0:1 Haller (26.), 0:2 Malen (33.), 1:2 T. Coulibaly (78.), 2:2 Vagnoman (84.), 2:3 Reyna (90.), 3:3 Silas (90.)


Gelb-Rote Karte: Mavropanos (Stuttgart) (wiederholtes Foulspiel) (39.)


Stuttgart: Bredlow – Mavropanos, Anton, Zagadou – Vagnoman, Karazor (74. T. Coulibaly), Endo, Sosa – Millot, Führich (62. Silas) – Guirassy (74. Tiago Tomas)
Trainer: Sebastian Hoeneß


BVB: Kobel – Ryerson, Can, Hummels (46. S. Coulibaly), Guerreiro – Öczan – Malen (69. Bynoe-Gittens), Bellingham, Brandt (63. Reus), Adeyemi (82. Reyna) – Haller (63. Moukoko)
Trainer: Edin Terzic


Gelbe Karten: Endo, Silas, Tiago Tomas – Bellingham, Reus, Reyna


Torschüsse: 12:15 (423:344)
Ecken: 5:7 (177:132)
Chancen: 9:13 (243:179)
Ballbesitz: 43:57


Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Zuschauer: 47.900

Highlights vom Stuttgart-Spiel

PK nach dem Stuttgart-Spiel

Bundesliga 2022/23: 28. Spieltag:

Samstag, 15. April 2023 um 15:30 Uhr in Stuttgart, Mercedes-Benz Arena:

VfB Stuttgart – Borussia Dortmund

voraussichtliche Aufstellungen:


Stuttgart: Bredlow – Mavropanos, Anton, Ito – Vagnoman, Karazor, Endo, Sosa – Millot, Führich – Guirassy
Trainer: Sebastian Hoeneß


BVB: Kobel – Ryerson, Can, Hummels, Guerreiro – Öczan – Malen, Bellingham, Brandt, Adeyemi – Moukoko
Trainer: Edin Terzic


Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Assistenten: Kempter (Stockach) + Siewer (Olpe)
Vierter Schiedsrichter: Dingert (Gries)
VAR: Welz (Wiesbaden)

Ersatzbank:

Stuttgart: Müller (Torwart), Stenzel, Zagadou, Aidonis, Coulibaly, Egloff, Gil Dias, Beyaz, Ulrich, Haraguchi, Silas, Kastanaras, Perea, Tiago Tomas, Kuol


BVB: Meyer (Torwart), Coulibaly, Meunier, Passlack, Rothe, Dahoud, Reus, Reyna, Wolf, Bynoe-Gittens, Modeste, Haller


Ausfälle:


Stuttgart: Nartey (Aufbautraining), Pfeiffer (Infekt)


BVB: Morey (Aufbautraining), Schlotterbeck (Muskelfaserriss), Süle (muskuläre Probleme)

Zum Spiel:

Stuttgart: Stuttgart pustet nach dem Sieg in Bochum kräftig durch. Sowohl bei seinem Debüt im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Nürnberg (1:0), als auch jüngst in Bochum (3:2) durfte Neu-Trainer Hoeneß jubeln. Nichts ist taktisch unmöglich beim neuen, entsprechend könnte es Überraschungen geben. Auch wenn vieles für die erfolgreiche Startformation vom jüngsten Sieg in Bochum spricht, wäre zum Beispiel ein Tausch Silas für Führich möglich.


BVB: Dortmund bleibt im Meisterkampf den Bayern auf den Fersen. Nach der Bayern-Niederlage und dem Pokal-Aus bei RB Leipzig fuhr der BVB am letzten Samstag einen Dreier gegen Union Berlin ein (2:1). Unter der Woche gaben die Borussen die Vertragsverlängerung von Brandt (bis 2026) bekannt, der in dieser Saison ein absoluter Leistungsträger im Team von Coach Terzic ist. BVB-Keeper Kobel würde bei seinem nahezu sicheren Einsatz gegen den Ex-Verein nicht nur sein 100. Bundesligaspiel (33 davon für den VfB) bestreiten, sondern auch zum 50. Mal in der Liga für die Schwarz-Gelben im Tor stehen. Süle wird fehlen. Dafür rückt wohl Can zurück und Dahoud oder Özcan gehen auf die Sechs. Haller könnte eine Pause bekommen. Moukoko dafür beginnen.


Bilanz: 105 Spiele. BVB 41 Siege, 24 Unentschieden, Stuttgart 40 Siege. 182:172 Tore.
Hinspiel: 5:0 für den BVB.

PK vor dem Stuttgart-Spiel

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