Michael Olscha
Michael Olscha

2:3! Unfassbare Nachspielzeit.


Dortmund gibt ein 2:0 komplett aus der Hand.



DORTMUND: Borussia Dortmund hat am 3. Spieltag, trotz einer vermeintlich sicherer Führung, seine erste Saisonniederlage erlitten.
Gegen Aufsteiger Werder Bremen unterlagen die Hausherren mit 2:3 (1:0).
Julian Brandt (45. Minute) und Raphael Guerreiro (77.) brachten die Gastgeber mit ihren jeweils ersten Saisontreffern eigentlich auf die Siegerstraße. Dortmund präsentierte sich dennoch weit weg von Normalform. Bremen war die klar spielbestimmende Mannschaft und kam durch Lee Buchanan (89.) sowie zwei Treffer in der Nachspielzeit von Niklas Schmidt (90.) und Oliver Burke (90.) noch zu einem ganz späten Sieg. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte schoss eine Mannschaft ab der 89. Minute noch drei Treffer und es war auch die Premiere, dass Dortmund das erste Team ist, dass in der 89. Minute mit zwei Toren Vorsprung führt und noch verliert. Eine unglaubliche Schlussphase.
Dortmund liegt mit 6 Punkten und 6:4 Toren auf dem 7. Platz.

BVB-Trainer Edin Terzic brachte nach dem 3:1 in Freiburg drei Neue ins Team.
Rechts hinten durfte Wolf anstelle von Meunier (Bank) ran, außerdem rückte Bynoe-Gittens gemeinsam mit Brandt für Hazard (Bank) und den kurzfristig ausgefallenen Malen (muskuläre Probleme) in die Startelf.
Bremens Trainer Ole Werner hatte nach dem 2:2-Remis gegen Stuttgart nur eine Veränderung vorgenommen.
Der genesene Groß wurde für Gruev (Bank) gebracht.
Doppelsieger gegen ungeschlagen. Der BVB hatte an den ersten beiden Spieltagen gegen Leverkusen (1:0) und Freiburg (3:1) gewonnen, Bremen in Wolfsburg und gegen Stuttgart (jeweils 2:2) die Punkte geteilt. Borussia blickte auf eine Serie von zwölf Siegen aus den jüngsten 14 Liga-Heimspielen gegen Werder (dazu ein Remis, eine Niederlage) und feierte lediglich gegen Frankfurt mehr Heimsiege (35) als gegen Bremen (33).
Vor 81.365 Zuschauer im ausverkauften Signal-Iduna-Park agierte der BVB wie gewohnt in einer 4-2-3-1-Grundordnung mit Bynoe-Gittens auf dem rechten Flügel. Brandt war meist links zu finden, wechselte ab und zu im Tausch mit Reus ins Zentrum. Reus hatte in Stage einen „Sonderbewacher“, der phasenweise wie eine Klette am BVB-Kapitän klebte.
Werder stellte sich im 3-3-2-2 auf, zog im Aufbau die Außen Weiser und Jung weit nach vorn, operierte gegen den Ball situativ mit hohem Pressing.
Die Gäste störten früh und hoch, stellten die Passwege zu und sorgten dafür, dass Borussia nicht wirklich ins Spiel kam. Die Passquote lag Mitte des ersten Durchgangs nur bei knapp über 80 Prozent, normalerweise steht vorn eine neun. Häufig wechselnder Ballbesitz prägte das Geschehen. Zudem musste Borussia früh wechseln. Dahoud war auf die Schulter gefallen, wurde durch Can ersetzt (18.).
Bremen ließ defensiv nichts zu und wurde dann selbst gefährlich. In der 21. Minute köpfte Stage eine Freistoßflanke knapp über den Kasten, nach gut einer halben Stunde schoss Ducksch in die Arme von Kobel, kurz darauf verzog Füllkrug knapp aus 18 Metern (35.). Und in der 43. Minute kratzte Kobel einen 17-Meter-Freistoß von Ducksch bockstark aus dem Eck.
Dortmund kam mit dem unbequemen Gegner überhaupt nicht zurecht und hatte nichts unter Kontrolle. Dennoch ging die Borussia praktisch mit dem Pausenpfiff in Front.
In der Nachspielzeit setzte Reus Brandt in Szene, der vom rechten Flügel in die Mitte zog und aus 18 Metern ins kurze Eck traf (45.). 1:0 für den BVB!
Mit dem 1:0-Ergebnis für Dortmund, das den Spielverlauf völlig auf den Kopf gestellt hatte, ging es zum Pausentee.
Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich wenig an den Kräfteverhältnissen. Der Aufsteiger war gegen den Vizemeister das feldüberlegene Team.
Schlotterbeck mit zwei starken Rettungstaten gegen Füllkrug (55.) und Jung (59.) sowie Kobel mit einer Parade gegen Ducksch (60.) verhinderten den eigentlich überfälligen Werder-Ausgleich.
Auch Terzic sah Handlungsbedarf, griff nach einer guten Stunde zum Dreifachwechsel und verhalf unter anderem Süle zu seinem BVB-Debüt in der Bundesliga.
Werder lag nach Chancen 7:1 vorn. Nach der Wechselorgie gewann das BVB-Spiel nun etwas mehr an Struktur. Tatsächlich gelang es dem BVB daraufhin, unnötige Ballverluste zu vermeiden, sich Schritt für Schritt aus der Umklammerung zu befreien und in Minute 77 eigentlich sicher auf die Siegerstraße einzubiegen.
Eine Dortmunder Ecke bekamen die Gäste nicht richtig geklärt. Über Reus kam das Leder zu Guerreiro. Der Portugiese hielt aus der zweiten Reihe drauf und hatte Glück, dass Pavlenka den Ball sehr spät erst sah. So war auch der zweite Torschuss drin (77.). 2:0 für den BVB!
Der eingewechselte Hazard hätte wenig später alles klar machen können, doch Pavlenka lenkte seinen wuchtigen Schuss an den Pfosten (80.). Die Partie schien entschieden. War sie aber nicht. Es folgten sechs Minuten, die in die Bundesligageschichte eingehen wird.
In der vorletzten Minute der regulären Spielzeit belohnte sich der SVW für seinen Auftritt.
Schmidt scheiterte zunächst aus spitzem Winkel noch an Kobel, die darauffolgende Flanke wurde abgewehrt und landete im Rückraum bei Buchanan. Der Neuzugang nahm den Ball auf, zog in den Strafraum und schloss dann herrlich mit dem Außenrist in den rechten Winkel ab. Sehenswerter Treffer (89.). 2:1-Tor für Bremen!
Im Gegenzug hatte Moukoko die Chance auf die direkte Antwort, nach Steckpass von Guerreiro scheiterte der Joker aber am herausgestürzten Pavlenka. Dass sollte sich zügig rächen.
Pieper trieb den Ball durchs rechte Halbfeld und flankte in den Strafraum, wo Schmidt heranrauschte und Kobel mit einem platzierten Kopfball ins rechte Eck bezwang (90.). 2:2-Ausgleich für Bremen!
Wer dachte, der Wahnsinn wäre fertig, der sah sich getäuscht.
Der Werder-Wahnsinn war noch nicht vorbei, in sechs Minuten drehte Bremen die Partie komplett. Nach einem BVB-Ballverlust schaltete Werder schnell um und Weiser spielte einen mustergültigen Steilpass auf Burke. Der Neuzugang brach rechts durch, war schneller als Wolf und zimmerte den Ball an Kobel vorbei ins kurze Eck. Unglaublich (90.). 3:2 für Bremen!
Nach sieben Minuten Nachspielzeit flog eine letzte BVB-Flanke in den Werder-Strafraum, die wurde abgewehrt und Schiedsrichter Badstübner pfiff zum Spielende.
Der Rest waren konsternierte Dortmunder und feiernde Bremer. Werder feierte den ersten Sieg nach dem Bundesliga-Aufstieg, der BVB kassierte seine erste Saison-Niederlage.
Dortmund unterliegt Bremen in einem verrückten Spiel mit 2:3!
Am kommenden Samstag ist der BVB bei der Hertha zu Gast (15:30 Uhr), Werder Bremen empfängt einen Tag später Eintracht Frankfurt (17:30 Uhr).

Statistik:

Borussia Dortmund – Werder Bremen 2:3 (1:0)

Tore: 1:0 Brandt (45.), 2:0 Guerreiro (77.), 2:1 Buchanan (89.), 2:2 Schmidt (90.), 2:3 Burke (90.)


BVB: Kobel – Wolf, Hummels (62. Süle), Schlotterbeck, Guerreiro – Bellingham, Dahoud (18. Can) – Bynoe-Gittens (62. Reyna), Reus, Brandt (62. Hazard) – Modeste (81. Moukoko)
Trainer: Edin Terzic


Bremen: Pavlenka – Pieper, Veljkovic, Friedl – Weiser, Groß (81. Gruev), Jung (70. Buchanan) – Bittencourt (70. Schmidt), Stage (62. Schmid) – Füllkrug, Ducksch (81. Burke)
Trainer: Ole Werner


Gelbe Karten: Wolf, Can, Reus, Modeste – Füllkrug


Torschüsse: 6:14 (35:38)
Ecken: 3:5 (8:17)
Chancen: 5:11 (20:25)
Ballbesitz: 49:51


Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)
Zuschauer: 81.365 (ausverkauft)

Highlights zum Freiburg-Spiel

PK nach dem Bremen-Spiel

Bundesliga 2022/23: 3. Spieltag:

Samstag, 20. August 2022 um 15:30 Uhr in Dortmund, Signal-Iduna-Park:

Borussia Dortmund – Werder Bremen

voraussichtliche Aufstellungen:

BVB: Kobel – Wolf, Hummels, Schlotterbeck, Guerreiro – Dahoud, Bellingham – Bynoe-Gittens, Reus, Malen – Modeste
Trainer: Edin Terzic


Bremen: Pavlenka – Stark, Veljkovic, Friedl – Weiser, Groß, Jung – Bittencourt, Stage – Füllkrug, Ducksch
Trainer: Ole Werner


Schiedsrichter: Florian Badstübner (Nürnberg)
Assistenten: Schüller (Korschenbroich) + Hüwe (Köln)
Vierter Schiedsrichter: Aarnink (Bochum)
VAR: Osmers (Hannover)

Ersatzbank:


BVB: Meyer (Torwart), Coulibaly, Meunier, Morey, Passlack, Süle, Brandt, Can, Kamara, Özcan, Reyna, Adeyemi, Hazard, Moukoko


Bremen: Zetterer (Torwart), Agu, Buchanan, Chiarodia, Pieper, Goller, Gruev, Rapp, Schmid, Schmidt, Burke, Dinkci, Woltemade


Ausfälle:


BVB: Haller (Hoden-Tumor)


Bremen: Mbom (Achillessehnenriss), Salifou (Muskelfaserriss)


Zum Spiel:


BVB: Seit sieben Spielen nicht mehr gegen Bremen verloren und unter Coach Terzic die jüngsten neun Partien allesamt gewonnen. Borussia Dortmund geht mit Rückenwind in das Heimspiel gegen Bremen. Viele Spieler drängen in die Startelf. Nach den positiven Erfahrungen der vergangenen Wochen wird es aber wohl trotzdem nur wenige Wechsel geben. Bis auf den langzeitverletzten Haller steht dem BVB alle Spieler zur Verfügung.


Bremen: Für SVW-Angreifer Ducksch werden die 90 Minuten besonders. „Ich habe meine ganze Jugend dort verbracht, bin dort groß geworden. Für mich gab es damals nur den einen Verein“, sagt der gebürtige Dortmunder. Fraglich ist noch der Einsatz von Pieper (Schädelprellung) und Ducksch (muskuläre Probleme), beide trainierten bis zum Mittwoch lediglich individuell. Stark stünde rechts hinten bereit. Würde Trainer Werner im Angriff Burke von Beginn an bringen? Eine Pokalstatistik gibt Mut. In den vergangenen beiden Aufeinandertreffen im DFB-Pokal setzte sich jeweils Werder durch.


Bilanz: 106 Spiele. BVB 46 Siege, 19 Unentschieden, Bremen 41 Siege. 173:172 Tore.

PK vor dem Bremen-Spiel

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