Zweite Hälfte zum vergessen

KÖLN: Borussia Dortmund hat am 8. Spieltag trotz starker erster Halbzeit seine bereits dritte Saisonniederlage kassiert.
Beim 1. FC Köln unterlagen die Schwarz-Gelben mit 2:3 (1:0).
Julian Brandt (31. Minute) schoss den BVB mit seinem zweiten Saisontor in Führung. Die Geißböcke drehten durch Florian Kainz (53.), Steffen Tigges (56.) und Dejan Ljubicic (71.) in einer emotionalen zweiten Hälfte das Spiel. Das Eigentor von Kölns Benno Schmitz (79. ET) brachte Dortmund nochmal heran, am Ende blieb es beim 3:2-Endstand.
Dortmund liegt mit 15 Punkten und 11:10 Toren auf dem 4. Platz.
BVB-Trainer Edin Terzic nahm nach dem 1:0-Derbysieg gegen Schalke drei Änderungen in der Startelf vor.
Süle spielte für Hummels (krank), Guerreiro ersetzte Wolf (Kreislaufprobleme) und Adeyemi übernahm den Platz von Reus (verletzt).
FC-Coach Steffen Baumgart hatte seine Mannschaft gegenüber dem 1:1 in Bochum auf zwei Positionen verändert.
Kilian und Maina starteten für Soldo (Bank) und Thielmann (krank).
Neunter gegen Zweiter. Der 1. FC Köln hatte erst einmal verloren, aber auch nur zweimal gewonnen (dazu vier Unentschieden), der BVB drei der vier vorangegangenen Partien in der Liga siegreich gestaltet. Von 1967 bis 1990 hatte er nie in Köln gewonnen, seitdem aber in 23 Gastspielen am Rhein mehr als doppelt so viele Siege (zwölf) wie Niederlagen (fünf) verbucht.
Vor 50.000 Zuschauer im ausverkauften Rhein-Energie-Stadion ging Köln die Partie offensiv an. Baumgart stellte Ljubicic als offensiven zweiten Sechser auf. Davor gab es eine Dreierreihe, aus der Maina immer wieder auf einer Höhe mit Tigges ins Angriffszentrum rückte. 4-2-3-1 also beim FC, der von Beginn an mit bis zu fünf Akteuren hoch presste. Ebenfalls 4-2-3-1 beim BVB, der sich aus diesen Pressing-Situationen durch schnelle, flache Pässe zu befreien versuchte.
Es war von Beginn an eine intensive Partie auf nach starken Regenfällen tiefem Rasen. Köln kam früh zu einer ersten Torchance. Zunächst mit dem Fuß, dann mit dem Kopf klärte Schlotterbeck gegen Ljubicic (3.), aber auch der BVB überbrückte nach Balleroberung schnell das Mittelfeld, war mehrfach aussichtsreich am und im gegnerischen Strafraum, dann aber fehlte die Präzision beim letzten Pass.
Die Partie war von Beginn an rassig, Schiedsrichter Osmers verteilte innerhalb von acht Minuten vier gelbe Karten. Glück hatte Duda, der Özcan von hinten in die Kniekehle grätschte, um einen Platzverweis aber herum kam (25.). Am Ende gab es siebenmal die Verwarnung.
Für die ersten gefährlichen BVB-Abschlüsse sorgte Malen. Zunächst schoss er aus spitzem Winkel stramm ab, Schwäbe parierte sicher (18.). Wenig später tauchte er nach Balleroberung von Bellingham und feinem Zuspiel von Adeyemi recht frei vor dem Kölner Schlussmann auf, verzog aber aus 15 Metern überhastet (27.). Auf der Gegenseite schoss Kainz flach am rechten Pfosten vorbei (30.).
Nach einer halben Stunde zog der BVB das Tempo an und ging in Führung.
Bellingham setzte Brandt vor dem Strafraum ein, nach einer feinen Ballmitnahme war der Dortmunder frei durch und schob locker rechts unten ein (31.). 1:0 für den BVB!
Anschließend hatte die Terzic-Elf nun merklich Oberwasser und drückte die Hausherren immer mehr in die eigene Hälfte.
Kurz nach dem Führungstor hätte Adeyemi den Vorsprung beinahe ausgebaut, scheiterte mit links aber zweimal an Schwäbe (33./34.).
In Rückstand liegend machte der FC nun wieder mehr nach vorne, stand dadurch aber hinten zu offen. Dortmund schaltete phasenweise schnell um. Der auffällige Malen verpasste aus aussichtsreicher Position das 2:0, weil Schwäbe stark parierte (41.).
Dortmund führte zur Pause verdient mit 1:0.
Der BVB nach Wiederanpfiff aber völlig von der Rolle. Köln kam hochmotiviert aus der Kabine und drückte mit Wiederanpfiff sofort auf den Ausgleich.
Dudas Schuss wurde geblockt, im Anschluss geriet Mainas Abschluss nicht wuchtig genug, so dass Meyer keine Mühe hatte (47.). Das 1:1 deutete sich mehr und mehr an und kam schließlich auch.
Hector wackelte zwei Dortmunder aus, steckte durch zu Maina, der quer in den Strafraum spielte und Kainz fand. Der Österreicher schoss zentral ein (53.). 1:1-Ausgleich für Köln!
In der FC-Euphorie fiel das Führungstor dann sofort.
Eine Ecke des starken Kainz köpfte der ehemalige Dortmunder Tigges ohne Probleme ins Tor (56.). 2:1 für Köln!
Von Dortmund und dem möglichen Sprung an die Tabellenspitze war nichts mehr zu sehen, sie wurden von der Kölner Power nahezu überrollt.
Dortmund wirkte defensiv ohne den grippekranken Hummels verwundbar. Die Hausherren arbeiteten am dritten Treffer. Kainz steckte in den Lauf des eingewechselten Dietz durch, der Joker zeigte frei vor Meyer aber Nerven und scheiterte am rechten Innenpfosten (69.).
Der BVB offenbarte immer größere Lücken in der Defensive, was Köln nutzte.
Huseinbasic legte vor dem Strafraum quer zu Ljubicic, der die Kugel wunderbar und unhaltbar ins rechte Eck schlenzte (71.). 3:1 für Köln!
In der Schlussphase warf Dortmund alles nach vorne, es wirkte aber eher planlos. Dennoch kam man zum Anschlusstor.
Eine Flanke vom eingewechselten Rothe fälschte Schmitz über Schwäbe hinweg ins eigene Tor (79.). 3:2-Tor für den BVB!
Mehr brachte der BVB aber nicht mehr zustande. Köln verteidigte sämtliche Hereingaben der Gäste leidenschaftlich, brachte die Führung über die Zeit und vermieste damit Modeste die Rückkehr in sein ehemaliges Wohnzimmer.
Nach vier Minuten Nachspielzeit war Schluss.
Köln schlägt Dortmund verdient mit 3:2!
Beide Mannschaften spielen bereits unter der Woche wieder.
Die Kölner sind Gastgeber am 3. Spieltag der Europa Conference League gegen Partizan Belgrad am Donnerstag um 21 Uhr.
Der BVB gastiert am Mittwoch um 21 Uhr in der Champions League auswärts beim FC Sevilla.

Statistik:

1. FC Köln – Borussia Dortmund 3:2 (0:1)

Tore: 0:1 Brandt (31.), 1:1 Kainz (53.), 2:1 Tigges (56.), 3:1 Ljubicic (71.), 3:2 Schmitz (79. ET)

Köln: Schwäbe – Schmitz (83. Martel), Kilian, Hübers, Hector – Ljubicic, Skhiri – Kainz (71. Huseinbasic), Duda (61. Adamyan), Maina (71. Schindler) – Tigges (61. Dietz)
Trainer: Steffen Baumgart

BVB: Meyer – Meunier, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro (77. Rothe) – Bellingham, Özcan (71. Moukoko) – Adeyemi (61. Hazard), Brandt, Malen (77. Can) – Modeste
Trainer: Edin Terzic

Gelbe Karten: Hübers, Huseinbasic, Duda, Schindler – Süle, Guerreiro, Adeyemi

Torschüsse: 20:21 (120:95)
Ecken: 7:11 (53:46)
Chancen: 9:7 (62:50)
Ballbesitz: 44:56

Schiedsrichter: Harm Osmers (Hannover)
Zuschauer: 50.000 (ausverkauft)