Michael Olscha
Michael Olscha

0:2! Haberer schießt den BVB ab.

Dortmund verliert die Spitze aus den Augen.

BERLIN: Borussia Dortmund hat seine bereits vierte Saisonniederlage kassiert und muss aufpassen, nicht ins Mittelfeld der Tabelle durchgereicht zu werden.
Am 10. Spieltag unterlag ein ganz schwacher BVB bei Union Berlin absolut leistungsgerecht mit 0:2 (0:2).
Janik Haberer (8. Minute/21.) entschied per Doppelpack das Spiel für den Tabellenführer.
Dortmund liegt mit 16 Punkten und 13:14 Toren auf dem 8. Platz.

BVB-Trainer Edin Terzic gab nach dem 1:1 in der CL gegen den FC Sevilla vier Änderungen vor.
Schlotterbeck, Can, Guerreiro und Moukoko begannen anstelle von Rothe, Brandt und Malen (alle Bank) sowie Modeste (Magen-Darm-Infekt).
Unions Coach Urs Fischer hatte nach dem 1:0 in der Europa League gegen Malmö FF seine Startelf auf zwei Positionen verändert.
Anstelle von Jaeckel und Haraguchi (beide nicht im Kader) spielten Baumgartl und Schäfer.
Erstmals seit zwölf Jahren trat Borussia Dortmund auswärts bei einem Tabellenführer an, der nicht Bayern München hieß. Die Köpenicker hatten drei ihrer vorangegangenen vier Ligaspiele gewonnen und saisonübergreifend nur eins der zurückliegenden 16 Partien verloren. Vier Zähler trennten beide Teams. „Den Abstand auf einen Punkt verkürzen“, lautete die Zielsetzung. In der Bundesliga gewann bei dieser Paarung fünfmal die Heimmannschaft und nur einmal, im bisher letzten Duell am 13. Februar 2022, das Gästeteam, als der BVB mit 3:0 siegte.
Vor 22.012 Zuschauer im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei stellte sich Union in seiner typischen 3-3-2-2-Grundordnung auf. Dabei gingen sie von Beginn an aggressiv zur Sache, agierten sehr flexibel bei der Besetzung der Ketten und attackierten bis zum Führungstreffer sehr hoch. Erstmals in dieser Saison spielte der BVB ebenfalls mit einer Dreierkette, in der Hummels die zentrale Position übernahm. Eine Reihe vor ihm agierte Can, flankiert von den Außenbahnspielern Meunier und Guerreiro. Bellingham und Özcan wirkten hinter den beiden Spitzen Adeyemi und Moukoko.
Der BVB hatte zunächst Mühe, den Ball über mehrere Stationen in den eigenen Reihen zu halten. Nach vorne, gegen die mit sechs Gegentoren nach neun Spieltagen beste Abwehr der Liga, gelang nicht viel. Die erste Torannäherung verbuchte Can nach einem langen Flankenball, den Torwart Rönnow unterschätzte, doch sein Kopfball ging übers Tor (7.).
In allen vorangegangenen acht Pflichtspielduellen hatte die Mannschaft gewonnen, die mit 1:0 in Führung ging. Dieses Führungstor gelang Union im Gegenzug.
Nach einem Rückpass von Guerreiro wollte Kobel den Ball mit dem Fuß spielen, rutschte dabei aber aus. Haberer hatte freie Bahn und schob links im Fünfmeterraum ins leere Tor ein (8.). 1:0 für Union!
Nach einem Foul an Adeyemi gab es in der 17. Minute eine vielversprechende Chance zum Ausgleich, doch Bellingham schoss den Freistoß aus 21 Metern über den Kasten. Vier Minuten später erhöhten die giftigen und kämpferisch viel stärkeren Berliner.
Adeyemis übler Fehlpass in die Beine von Becker kam zu Jordan. Der ließ prallen für Haberer, der aus 18 Metern mit einem Flachschuss ins linke Eck traf (21.). 2:0 für Union!
Der BVB bemühte sich, verbuchte nach 30 Minuten zwar 72% Ballbesitz, wurde aber nie gefährlich, leistete sich dagegen weiterhin zu viele Fehler.
Bei der Fischer-Elf wirkte alles spritziger und leichtfüßiger. Trotz zwei Tage mehr Pause, waren die Dortmunder körperlich nicht auf der Höhe des Gegners. Viele Angriffe prallten an der starken Union Abwehr mühelos ab, weil vieles mit zu wenig Tempo gespielt wurde. Ähnlich wie gegen Sevilla dämmerte alles vor sich hin.
Die Eisernen warten geduldig auf die Dortmunder Fehler, die immer wieder kamen und blieben über Umschaltaktionen weitaus gefährlicher. Dortmund war mehr denn je gefordert, allerdings mangelte es dem Spiel der Borussia an Schärfe, Entschlossenheit und Kreativität. Ohne große Höhepunkte ging es in die Kabine.
Zur Pause führte Union 2:0.
Dortmund zeigte eine grottenschlechte erste Hälfte. Das besserte sich zwar nach dem Seitenwechsel, als Terzic zur Halbzeit einen Dreifachwechsel vorgenommen hatte. Zu Abschlüssen kam der BVB aber erst in der letzten Viertelstunde. Das war in Summe deutlich zu wenig.
Der BVB wirkte optisch zwar überlegen, doch dem Spiel fehlten jegliche Überraschungsmomente, dazu Tempo und Tiefe. Fast nur Querpässe.
Union, das sich weit zurückzog, hatte keine Probleme, die Dortmunder Angriffsversuche zu verteidigen, verbuchte sogar die erste und bis in die Schlussphase beste Torchance im zweiten Durchgang. Kobel parierte stark gegen Baumgartl (56.).
Sehr spät, auf einmal jedoch baute der BVB Druck auf und zeigte was möglich gewesen wäre, wenn man von Anfang an, sein Spiel durchgezogen hätte. Erst versuchte es Bellingham aus dem Rückraum (75.), dann scheiterte der eingewechselte und nach vier Wochen Verletzungspause wieder fitte Reus an Unions Torwart Rönnow (78.) und schließlich fand auch Moukoko mit zwei Abschlüssen seinen Meister in Unions Torwart (79./83.).
Vier Schüsse in acht Minuten. Es war die beste Phase, die Borussia Dortmund am Sonntagabend bei seinem Auswärtsspiel in Köpenick hatte. Genug war das allerdings nicht, um Union Berlin zu bezwingen.
Nach vier Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Stieler ab.
Union Berlin schlägt Borussia Dortmund verdient mit 2:0, bleibt mit 23 Punkten Spitzenreiter und die Überraschungsmannschaft der Liga!
Nun sind es bereits sieben Punkte, die Dortmund von Union trennen.
Bereits am Mittwoch sind beide Mannschaften in der 2. Runde des DFB-Pokals erneut im Einsatz.
Der BVB ist bei Hannover 96 zu Gast (18 Uhr), die Eisernen treffen auf den 1. FC Heidenheim (20:45 Uhr).

Statistik:
Union Berlin – Borussia Dortmund 2:0 (2:0)

Tore: 1:0/2:0 Haberer (8./21.)


Union: Rönnow – Baumgartl, Knoche, Diogo Leite – Ryerson, Khedira, Trimmel – Schäfer (87. Pantovic), Haberer (62. Thorsby) – Jordan (67. Behrens), Becker (87. Leweling)
Trainer: Urs Fischer


BVB: Kobel – Süle (70. Hazard), Hummels, Schlotterbeck – Can (82. Reyna) – Meunier (46. Malen), Bellingham, Öczan (46. Reus), Guerreiro – Adeyemi (46. Brandt), Moukoko
Trainer: Edin Terzic


Gelbe Karten: Baumgartl – Schlotterbeck, Öczan


Torschüsse: 14:13 (146:118)
Ecken: 5:8 (68:55)
Chancen: 3:6 (76:58)
Ballbesitz: 29:71


Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)
Zuschauer: 22.012 (ausverkauft)

Highlights vom Union-Spiel

PK nach dem Union-Spiel

Bundesliga 2022/23: 10. Spieltag:

Sonntag, 16. Oktober 2022 um 17:30 Uhr in Berlin, Stadion An der Alten Försterei:

Union Berlin – Borussia Dortmund

voraussichtliche Aufstellungen:

BVB: Kobel – Meunier, Süle, Schlotterbeck, Guerreiro – Can, Bellingham, Öczan – Brandt, Malen – Moukoko
Trainer: Edin Terzic


Bayern: Neuer – Pavard, Upamecano, de Ligt, Davies – Goretzka, Sabitzer – Musiala, Gnabry – Sane, Mane

Trainer: Julian Nagelsmann


Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Assistenten: Dietz (Kronach) + Beitinger (Regensburg)
Vierter Schiedsrichter: Badstübner (Frankfurt)
VAR: Müller (Löchgau)

Union: Rönnow – Baumgartl, Knoche, Diogo Leite – Ryerson, Khedira, Gießelmann – Schäfer, Haberer – Jordan, Becker
Trainer: Urs Fischer


BVB: Kobel – Wolf, Hummels, Schlotterbeck, Guerreiro – Bellingham, Can – Adeyemi, Brandt, Malen – Moukoko
Trainer: Edin Terzic


Schiedsrichter: Tobias Stieler (Hamburg)
Assistenten: Gittelmann (Gauersheim) + Beitinger (Bad Abbach)
Vierter Schiedsrichter: Exner (Münster)
VAR: Storks (Ramsdorf)


Ersatzbank:


Union: Grill (Torwart), Doekhi, Jaeckel, Puchacz, Trimmel, Haraguchi, Pantovic, Seguin, Skarke, Thorsby, Behrens, Leweling, Michel


BVB: Meyer (Torwart), Meunier, Coulibaly, Papadopoulos, Passlack, Rothe, Süle, Öczan, Reus, Reyna, Hazard, Modeste


Ausfälle:


Union: keine


BVB: Haller (Hoden-Tumor), Morey (Meniskusverletzung), Dahoud (Schulter-OP), Bynoe-Gittens (Schulter-OP)


Zum Spiel:


Union: Vor dem Gastspiel bei Union am Sonntag um 17:30 Uhr stehen die Berliner dort, wo Borussia Dortmund gerne am Ende der Saison stehen würde. Die Köpenicker führen die Tabelle an und sind bereits seit zehn Heimspielen ungeschlagen. Die jüngsten drei Vergleiche mit dem BVB verlor das Team von Trainer Fischer allerdings allesamt und blieb gegen die Westfalen noch nie ohne Gegentor. Trainer Fischer dürfte wieder ein wenig rotieren nach dem Europa-League-Spiel gegen Malmö FF (1:0). Baumgartl, der für den internationalen Wettbewerb nicht nominiert wurde, könnte unter anderem wieder eine Chance bekommen.


BVB: Gerade an der Alten Försterei ist Dortmund aber wohl gut mit dem jüngsten Ratschlag von Verteidiger Hummels beraten: „Hacke, Spitze, eins, zwei, drei? Das muss raus aus den Köpfen“, forderte der Weltmeister von 2014 nach dem 1:1 gegen den FC Sevilla in der Königsklasse. Meunier verletzte sich gegen Sevilla an der Leiste, ein Einsatz ist aber möglich. Kapitän Reus könnte zurückkehren.


Bilanz: 6 Spiele. BVB 4 Siege, 0 Unentschieden, Union 2 Siege. 16:7 Tore.

PK vor dem Union-Spiel

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